Wenn Sie eine knappe Definition für Flagge und Fahne suchen, lautet die enttäuschende Antwort: Sie existiert nicht! Darüber trösten jedoch spannende Details hinweg, die Ihnen gestatten, bei den meisten Gelegenheiten keinen Unterschied zwischen Fahne und Flagge zu machen.
Klarer Unterschied bei der deutschen Amtssprache
Für die Beflaggung kennen die meisten Nationen klare Regeln – so auch Deutschland. Das für viele Situationen maßgebliche „Protokoll Inland der Bundesregierung“ ist demnach eine seriöse Quelle für die Definition von Fahne und Flagge. Dort wird darauf verwiesen, dass Artikel 22 Absatz 2 des Grundgesetzes klärt: „Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold“. Dieser Wortwahl schließen sich andere Gesetze, Anordnungen und Vorschriften an.
Für den amtlichen Sprachgebrauch und die gemeinten Hoheitszeichen des Bundes, der Länder und Gemeinden wird deshalb der Begriff „Flagge“ als korrekt und „Fahne“ als unpassend definiert. Nur selten gibt es dazu einen Unterschied bei zusammengesetzten Worten – beispielsweise bei den Fahnenbändern für den Trauerflor von Flaggen, die sich nicht auf halbmast setzen lassen.
Fahnenbegriff, der auf den ideellen und materiellen Unterschied verweist
Sowohl die Bundesregierung als auch viele Glossare, Medienbeiträge und Flaggenhersteller tendieren zur Definition von Flagge und Fahne, die Unterschiede bei der Machart und Verwendung darlegt. Demnach sind Fahnen meist rechteckige Tücher mit spezifischen Mustern, Farben und Zeichen. Sie übernehmen zeremonielle und traditionelle Funktionen, um eine Verbundenheit bei besonderen Anlässen zu demonstrieren. Dafür wären historisch Militärszenarien an Land und gegenwärtig Jubiläumsakte von Vereinen gelungene Beispiele.
Diese Symbole wurden insbesondere früher aus kostbaren Materialien wie Seide hergestellt und mit Stickereien verziert. Die große Bedeutung und die aufwendige Fertigung als ideell unersetzbares Einzelstück sprachen dafür, die Truppenfahne oder Vereinsfahne sehr respektvoll zu behandeln. Es war beispielsweise eine große Ehre, als Fähnrich ausgewählt zu werden. Diese traditionellen Assoziationen haben sich in vielen Umfeldern bis heute gehalten und verlieren auch dann nicht automatisch ihren Wert, wenn die Vereinsfahnen moderner und kostengünstiger gefertigt sind.
Eng verwandt mit solchen Erläuterungen ist die Definition, dass die Fahne genau genommen das gesamte Symbol – bestehend aus edlem Fahnentuch und Stock – beschreibt, das bei Zeremonien getragen und geschwenkt wird.
Flaggenbegriff, der Unterschiede bei der Verwendung ins Rampenlicht rückt
Wenn die Definition von Flagge an der ideellen und materiellen Fahnencharakterisierung anknüpft, ist ihre Ersetzbarkeit ein zentraler Unterschied. Denn das Material wird nicht als wertvoll und das gerade verwendete Exemplar nicht als Einzelstück eingestuft. Dadurch spricht bei Beschädigungen nichts gegen die ordnungsgemäße Entsorgung und den pragmatischen Neukauf. Im Vordergrund steht das Flaggenmotiv mit seinem charakteristischen Zusammenspiel aus Zeichen, Farben und Mustern, mit dem Menschen etwas verbinden.
Typisch ist die Verwendung als Hoheitszeichen von Nationen, die beispielsweise Territorien abstecken oder Zugehörigkeiten signalisieren. Ein gelungenes Exempel ist zudem die Totenkopfflagge, die sogleich mit Piraten und ihrer unangepasst lockeren Lebensart in Verbindung gebracht wird. Daran knüpft die moderne Festdekoration bei manchen Mottos an. Mitunter geht die Definition von Flagge bezüglich der Verwendung so weit, dass sie das Hissen und freie Auswehen am Mast als bedeutenden Unterschied zur Stockfahne beschreibt.
Unterschiede bei der Herkunft – mal an Land befestigt, mal auf hoher See gehisst
Wenn man hier einen Punkt machen dürfte, wäre der Unterschied zwischen Fahne und Flagge leicht zu definieren. Leider haben die Historiker und Sprachwissenschaftler jedoch Einwände.
Das altdeutsche Wort für Tuch lautete „fano“ und als man im Mittelalter mit seinem Halstuch noch etwas zum Ausdruck bringen wollte, hieß es „Halsfano“. Auf der Hand liegt die Verwandtschaft mit der „Fahne“, die sich vergleichsweise früh als Begriff für ein Symbol aus Stoff etablierte. Es war zunächst durchaus kostbar, wurde meist an einem Stock befestigt und demonstrierte insbesondere bei kriegerischen Auseinandersetzungen die Zugehörigkeit zu einer Truppe.
Recht zügig wurden aber auch andere Verwendungen üblich – beispielsweise als im Wind wehendes Herrschaftszeichen an Burgen. Da das Wort für „Tücher“ – also „fano“ – einen Bedeutungswandel erlebte, griff man übergangsweise auf den Vorläufer des Wortes „Banner“ zurück, das heutzutage im deutschsprachigem Raum wiederum eine andere Bedeutung hat.
Während der Fahnenbegriff an Land längst verwurzelt war, startete Anfang des 17. Jahrhunderts der niederdeutsche Begriff seine Karriere, auf den die Flaggen verweisen. Sie wurden tatsächlich erst bei der Seefahrt gehisst, was sich bis heute in Wörtern wie „Flaggschiff“ zeigt. Unübersehbar ist der Link zur „flag“ in England oder „vlag“ in den Niederlanden.
Ungefähr zeitgleich ereigneten sich zwei Dinge: Der Seehandel avancierte auch küstenfern zum Top-Thema und Manufakturen für die Herstellung von großen Mengen von Stoffen zu immer günstigeren Preisen etablierten sich. Dadurch verbreitete sich die sowohl nautische als auch nordische Bezeichnung für das Hoheitssymbol in dem Moment, als Flaggentücher erschwinglicher und somit häufiger erworben wurden.
Unterschiede bei den Sprachgewohnheiten
Passend zu den geografischen Aspekten der Sprachgeschichte lassen sich noch immer regionale Unterschiede erkennen. Bei alltäglichen Plaudereien wird im Norden von Deutschland beispielsweise häufiger von Nationalflaggen gesprochen, während im Süden eher über Fahnen geredet wird. Sie freuen sich über die Alleinherrschaft in der Schweiz, wo man Flaggen gar nicht in den Sprachschatz aufnahm.
Wie unerheblich vermeintliche Unterschiede sind, zeigt sich auch bei altbewährten Redewendungen. Wenn Niederlassungen Fahnen oder Flaggen mit dem Firmenlogo vor dem Bürogebäude hissen, bekennen sie Flagge – zeigen also zu welcher Gesellschaft sie gehören. Gleichzeitig schreiben sie sich dabei etwas auf die Fahne – nämlich die Corporate Identity und Geschäftsphilosophie, für die das Firmenlogo auf der Außendekoration steht, die dynamisch im Wind flattert.
Was ist der Unterschied zwischen Fahne, Flagge und Banner?
Einen nennenswerten Unterschied zwischen Fahne und Flagge gibt es somit nicht, wenn es um die Bedeutung geht. Demnach dürfen Sie die Begriffe nach Belieben verwenden, soweit Sie nicht dem Amtsdeutsch verpflichtet sind.
Und wie steht es um die verwandten Symbolträger? Laut gängigen Definitionen bezeichnete man Hoheitsfahnen zeitweise als Banner, wenn sie von Adelsgeschlechtern eingesetzt wurden. Später etablierte sich das Wort auch für Hochfahnen, die man nicht direkt am Mast hisst, sondern mit einem Querstab mittig aufhängt. Heutzutage werden häufig großflächige Werbemaßnahmen aus PVC oder Stoff mit dem Banner assoziiert. Sie sind beispielsweise für die Anbringung an Bauzäunen oder Geschäftseingängen gedacht.
Zum Schluss noch eine Portion Besserwisser-Wissen:
Dreieckige oder trapezförmige Wimpel sind kleinformatig und dienen gegenwärtig oft als Fanbekenntnis, zum Beispiel für ein Fußballteam. Wenn bei offiziellen Anlässen die Fähnchen an Limousinen dreieckig sind, heißen sie Stander. Standarte nennt man hingegen ihre viereckigen Pendants.